Wenn wir eine Aussage über unser Essverhalten machen sollen, bleiben wir meistens im Allgemeinen. Im Grunde esse ich gar nicht zu viel, sagen wir. Aber schon hier verschätzt man sich oft, denn die Menge des Gegessenen sagt nichts über den Kaloriengehalt aus. Außerdem können auch Getränke mit Zuckergehalt ganz schön zu Buche schlagen. Wir sagen, wir essen eigentlich ganz vernünftig und gesund. Doch die Relativierung “eigentlich” besagt schon, dass das nicht immer der Fall ist. Oft ist der Appetit stärker als der Hunger. Eile, Stress oder Unvernunft treiben uns dazu, Pommes, Döner oder Käsepizza zu essen.
Bevor wir unsere Ernährungsgewohnheiten umstellen können, müssen wir sie kennen. Ein akribisch geführtes Ernährungsprotokoll ist zwar lästig, im Computerzeitalter aber leicht machbar. Erst hier wird einem oft klar, dass man eigentlich ständig etwas isst. Für den Darm ist es entlastend, wenn der Abstand zwischen zwei Mahlzeiten etwa vier Stunden beträgt. Lässt man die Snacks und Zuckerbrausen dazwischen weg und trinkt stattdessen klares Mineralwasser, hat man schon den ersten Schritt zu mehr Bewusstsein getan. Vielleicht bemerkt man auch, dass man alle zwei Stunden etwas Zuckerhaltiges zu sich nimmt oder alle drei Tage eine Kalorienbombe verzehrt. Bewusstsein für die eigenen Gewohnheiten zu schaffen, schafft auch Bewusstsein für ihre Veränderung. Brachiale Ernährungsumstellungen hält man meist nicht durch. Es ist sinnvoller, sich lieber langsam und stetig an das Ziel heranzutasten und dann dabei zu bleiben. Das Ziel sollte realistisch sein. Möchte man eine größere Gewichtsabnahme erreichen, geht man sie am besten in kleinen Stufen an. Zunächst nimmt man zwei Kilo ab, dann erhöht man die Motivation für weitere zwei Kilo. Realistische Ziele sind leichter zu erreichen als unrealistische, die in allzu weiter Ferne schweben.
Die schlimmsten Feinde unserer Ernährungsumstellung oder Diät sind die Versuchung, der selbst auferlegte Zwang, der Rückfall und die Selbstkasteiung. Ihnen nicht zu unterliegen, braucht einiges an Verständnis für uns selbst. Schließlich hat es ja gute Gründe, warum wir hin und wieder einen Trostsnack brauchen oder uns beim Essen manches Gerichts innerlich gestreichelt fühlen. Wer ein schneller Esser ist, merkt den Sättigungsgrad oft erst, wenn er schon zu viel gegessen hat. Solange noch etwas im Topf ist, neigen wir dazu, weiter zu essen – vor allem in Gesellschaft, wenn es besonders gut schmeckt. Auch eine Ernährungsumstellung sollte Genuss erlauben und kleine Sünden beinhalten. Sie ist nur dann erfolgreich, wenn es einem gut dabei geht. Motivationshilfen sind sinnvoll – so gönnte Rita Nissen sich zum Beispiel nach zehn Kilo Gewichtsabnahme ein Wellness-Wochenende mit der besten Freundin, um das neue Körpergefühl gebührend zu feiern. Sie hatte es vermieden, sich täglich auf die Waage zu stellen, sondern es Sonntags zu einer Zeremonie gemacht. So blieb ihr die ganze Woche Zeit für kleine Verzichtsübungen oder den Ersatz einer Mahlzeit durch einen Formuladrink. Diät-Psychologen wissen, dass man weniger abnimmt, wenn man täglich auf die Waage steigt. Ebenso nimmt man weniger leicht ab, wenn man nebenbei isst und mit den Gedanken anderswo ist. Abnehmen beginnt tatsächlich im Kopf! Selbstmotivation, langfristige Ziele, spielerische Freiräume und Bewusstheit für alte Gewohnheiten sind wichtige Schlüssel zum Erfolg.