Unser Alltag ist ein anderer als noch vor fünfzig Jahren. Damals verdiente der Mann das Geld, die Hausfrau versorgte Haus oder Wohnung. Man ging selten essen. Fastfood war ein Begriff, den man hierzulande kaum kannte. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dem Dauerstress im Büro den Griff in eine voluminöse Schüssel entgegenzusetzen, in der allwöchentlich pfundweise Gummiteddys, Lakritze, Kekse, Schokoriegel und Chips versenkt werden. Heute ist Stressfutter ebenso normal wie der kalorienreiche Seelentröster oder Snack zwischendurch oder der mittägliche Gang zur Pizzabude. Die Ladenregale sind voll mit Convenienceprodukten. Viele sind heimliche Dickmacher.
Die Aufschrift auf den Weingummis verkündet unübersehbar “fettfrei”, aber der Zuckergehalt erledigt die Figur auch. Die so genannten Wellnessdrinks sind wahre Zuckerbomben. Wenn man beim Zahnarzt den Zuckergehalt einer Cola demonstriert bekommt, wundert man sich: 36 Stück Würfelzucker türmen sich neben der Flasche! Dank eines engen Terminplans, einer zu kurzen Mittagspause oder zahlreicher Besorgungen futtern wir schnell einen Hamburger, einen Döner oder eine Currywurst. Wo gäbe es denn in der City auch gesundes Essen?! Überall sehen einen Pizzas mit überdicken Käseschichten, Döner mit Pommes und dick belegte Brötchen mit Remoulade an! Selbst wer auf schlanken Coffee-to-go und zwei Zigaretten setzt, nimmt zumindest ein belegtes Brötchen mit Remoulade mit an den Arbeitsplatz. Man hat zuerst gelacht, als der König von Bhutan verkündete, nicht das Bruttosozialprodukt seines Landes sei ihm wichtig, sondern das Bruttosozialglück seines Volkes. Doch dieser Mann ist ein Weiser, denn er erkannte, woran es uns meistens mangelt: Am Gefühl, glücklich, wertvoll und ausgefüllt zu sein. Um uns Ersatzbefriedigungen zu verschaffen, essen wir zu viel.
Die Liste der Dickmacher ist lang. Fett und Zucker zu Beginn einer Inhaltsliste weisen uns auf Kalorienbomben hin. Doch auf einem Hamburger oder Döner steht eben keine Kalorienangabe. Den größten Teil unser täglich aufgenommenen Fett- und Zuckermenge finden wir in versteckten Fetten und Süßungsmitteln. Käse, Wurst, Kekse, Chips und Erdnussflips, Speiseeis und Salatdressings wuchern mit den Kalorien. Doch für jedes fett- und zuckerhaltige Produkt gibt es auch magere Alternativen. Die so genannten Light-Produkte sind meist keine gute Alternative! Vieles, was sich als “zuckerfrei” ausgibt, enthält nur keinen Haushaltszucker. Stattdessen listen sich drei oder vier andere Zuckerarten sowie diverse Süßungsmitteln auf. Hinter Glukose, Maltose, Fruktose oder Laktose, Honig, Ahorn-, Glukose- und Fruchtsirup verbergen sich Kalorienbomben. Auch Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit, Xylit oder Maltit sind figurfeindlich. Der Vermerk “ohne Zuckerzusatz” ist reine Augenwischerei.
Er besagt lediglich, dass der Hersteller neben natürlicher Süße aus Früchten keine weiteren Süßungsmittel zugesetzt hat. Umstritten sind auch die Süßstoffe, die den Heißhunger nach Süßigkeiten erst Recht anheizen. Auch sie steigern das Risiko, am Metabolischen Syndrom zu erkranken, wie eine Studie der Boston University School of Medicine ergab. Die Kombination von Übergewicht, einem gestörten Zuckerstoffwechsel, erhöhten Blutfettwerten und Bluthochdruck lauert also auch in Light-Produkten. Viele Dickmacher des Alltags werden nur gegessen, weil wir unsere innere Leere füllen wollen, Liebesersatz und Seelentrost brauchen, weil wir unzufrieden, gelangweilt, gestresst und unglücklich sind. Zum bereits erwähnten Bruttosozialglück gelangen wir aber nur, wenn wir auch mit der Figur zufrieden sind! Kalorienbomben machen nur die Hersteller glücklich!