Im Internet konnte man 2011 von einer Amerikanerin lesen, die den Ehrgeiz hat, die dickste Frau der Welt zu werden. Sie war schon immer füllig und hat sich dafür geschämt – aber dann vollzog sie eine innere Wende und begann systematisch, sich zu mästen. Es ist klar, dass dieser Plan nicht gut enden kann. Die Frau mag zwar im Guinness Buch der Rekorde landen, aber lesen wird sie es nicht mehr können. Übergewicht wird dann zum Problem, wenn es zur Besessenheit wird, zu essen. Das versteht jeder von uns.
Aber ganz normales Übergewicht – warum ist das problematisch? Können denn zehn Kilo zu viel auf den Rippen schon eine Gefahr darstellen? Sie können – und es kommt darauf an, wo diese zehn Kilogramm sich festsetzen. So weiß man heute beispielsweise, dass ein dicker Bauch weitaus gefährlicher ist als dicke Schenkel und ein voluminöser Po. Natürlich macht es einen nicht krank, wenn man ein paar Kilo über seinem Normalgewicht liegt. Trotzdem gilt, dass jedes über längere Zeit bestehende Übergewicht bestimmte Folgeerkrankungen begünstigt. Bei dem einen sind Kreuzschmerzen die erste Folge, beim anderen wird das Treppensteigen schwer. Der dritte kann sich nicht mehr richtig bücken, um die Schuhe zuzubinden. Das alles ist harmlos im Vergleich zu dem, was sich schleichend über lange Zeit entwickelt. Bei einer Adipositas muss man mit einem dreifach höheren Risiko leben, an folgenden Erkrankungen zu leiden: Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Schlaf-Apnoe und Atembeschwerden bei Anstrengungen. Normalgewichtige leiden dreimal weniger an koronaren Herzkrankheiten, Arthrose und Gicht. Zu viel Speck auf den Rippen begünstigt außerdem bestimmte Krebserkrankungen wie Gebärmutter-, Gebärmutterhals-, Brust- oder Prostatakarzinome. Es kommt häufiger zu Störungen der Sexualhormone, zu Rückenschmerzen, aber auch zu Thrombosen und Embolie, insbesondere nach Operationen. Wundheilung und Narkoserisiken sind ebenfalls höher. Überflüssigerweise muss man auch noch mit Insulinresistenz und der Entwicklung eines metabolischen Syndroms rechnen. Beim ersteren handelt es sich um einen erhöhten Insulinspiegel, der gleichzeitig eine verringerte Reaktion des Organismus auf Insulin zeigt. Das metabolische Syndrom ist eine zusammenfassende Bezeichnung für eine Gemenge-Lage aus Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht, erhöhten Blutfettwerten und einer Insulinresistenz. Als Folge ist eine koronare Herzerkrankung zu erwarten.
Da vergeht einem schon etwas der Appetit. Doch der Hunger bleibt erhalten. Man weiß natürlich, dass jedes Kilo Übergewicht das Leben um einiges verkürzt – aber wie heißt es so schön? Lieber mehr Leben in die Jahre als Jahre ins Leben. Dagegen steht, dass man mit einer Gewichtsreduktion die Lebenszeit um 20 Prozent erhöhen könnte. Bei statisch gedachten 80 Jahren Lebenserwartung hat man immerhin mit 16 Jahren weniger zu rechen. Möchte man die einfach unter der nächsten Cremetorte oder Chipstüte begraben? Sicher nicht – es ist doch eine eindrucksvoll lange Zeit. Man denkt nicht, dass es wirklich so viel ist. Nun muss man nur noch die Frage klären, ob das eigene Übergewicht in die problematische Kategorie gehört oder nicht. Ein Kriterium ist der Body Mass Index, ein anderes die Frage, ob man sich mit dem aktuellen Gewicht wohl fühlt oder nicht. Hat man bereits gewichtsbedingte Beschwerden, ist ein Umdenken vielleicht klug.